Die Kette der Infektionen: Zur Erzählbarkeit von Epidemien.
Andreas Bernard im Gespräch mit Julika Griem
Welche Rolle spielt das Erzählen für die Bewältigung von Seuchen und Epidemien? Welche narrativen Motive, Muster und Strategien erlauben es, diffuses Infektionsgeschehen in eine nachvollziehbare Erzählung zu verwandeln? Der Kulturwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Bernhard geht in seinem neuen Buch „Die Kette der Infektionen“ (Fischer 2023) diesen Fragen nach und findet überraschende Antworten. Er zeigt, dass insbesondere seit dem 18. Jahrhundert Erzählformen bei der Durchsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse eine entscheidende Rolle spielen. Dafür spürt er der langen Geschichte von Figuren wie der „Patientin Null“ oder dem „Superspreader“ nach und beleuchtet die ‚ansteckende ‚Wirkung von Kommunikationsmedien – wie dem Brief, der lange nicht nur Daten, sondern auch Keime transportierte. Wir sprechen mit dem Autor über kulturwissenschaftliche Wissenschaftsforschung und die Konjunkturen des Erzählens jenseits literarischer Texte, Genres und Publikationszusammenhänge.
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