Innovationsfondsprojekt „DigiSep“: Digitale Präzisionsdiagnostik die Sepsis-Behandlung verbessern

12.09.2021

Eine Sepsis ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die jährlich mehr als 75.000 Todesfälle in Deutschland verursacht. Entscheidend für eine erfolgreiche Therapie ist es, den Erreger frühzeitig und zuverlässig zu identifizieren – dies wird mit dem Anlegen einer Blutkultur, dem aktuellen Goldstandard, häufig nicht erreicht. Abhilfe könnten neue, digitale Methoden zur Erregerbestimmung schaffen, die Genomik und Bioinformatik kombinieren. Wird die Diagnostik durch sie präziser und zuverlässiger? Verbessert sich die Therapie und lässt sich sogar die Sterblichkeit senken?

Prof. Dr. med. Thorsten Brenner ist Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen. Als Konsortialleiter koordiniert er das DigiSep-Forschungsprojekt. © Universitätsklinikum Essen

Bei digitaler Präzisionsdiagnostik, etwa dem Test DISQVER von Noscendo, werden die Blutproben der Patientinnen und Patienten mittels Next-Generation Sequencing untersucht, einer neuen, besonders schnellen Methode zur DNA-Analyse. Bioinformatische Algorithmen gleichen diese Informationen mit einer klinischen Genom-Datenbank ab. Innerhalb weniger Stunden liegt so ein Report über alle in der Probe nachweisbaren Keime vor. ©Noscendo

DigiSep wird vom Innovationsausschuss des Gemeinsamen Bundesausschusses für drei Jahre mit insgesamt ca. 3,1 Millionen Euro gefördert.

Um die Wirksamkeit neuer digitaler Diagnostikmethoden zu untersuchen, plant die DigiSep-Forschungsgruppe eine Studie mit 410 zufällig ausgewählten, schwer erkrankten Sepsis-Patientinnen und -Patienten in rund 20 deutschen Kliniken. Bei 205 der Erkrankten wird das Blut sowohl mit Standard- als auch mit digitaler Präzisionsdiagnostik untersucht, die innerhalb von 24 Stunden mehr als 1.500 Keime (Bakterien, DNA-Viren, Pilze und Parasiten) erkennen kann. Dafür wird die zellfreie DNA, also Teile des spezifischen Erbguts des Erregers, in der Blutprobe der Patientin oder des Patienten mittels Next-Generation Sequencing untersucht, einer neuen, besonders schnellen Methode zur DNA-Analyse. Bioinformatische Algorithmen gleichen diese Informationen mit einer großen klinischen Genom-Datenbank ab. Innerhalb weniger Stunden liegt so ein Bericht über alle im Blut nachweisbaren Keime vor, was eine gezieltere Therapie ermöglichen soll. Zusätzlich werden die behandelnden Ärztinnen und Ärzte von einem Expertengremium unterstützt, mit dem Befunde und Therapieentscheidungen besprochen werden können. Bei den übrigen 205 Personen der Vergleichsgruppe kommt die derzeitige Standarddiagnostik, also die zeitaufwendige Anzüchtung der Erreger in einer Blutkultur, zum Einsatz.

Der Rekrutierungsbeginn ist für Januar 2022 geplant und der Beobachtungszeitraum beträgt insgesamt 180 Tage. Im Anschluss werden unter anderem die Verweildauer auf der Intensivstation, die Dauer einer Antibiotika-Therapie und die Sterblichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ausgewertet. „Wir untersuchen, ob die Kombination aus Standarddiagnostik, digitaler Präzisionsdiagnostik und Expertenaustausch eine schnellere, zielgerichtete und damit bessere Therapie ermöglicht als die reine Standarddiagnostik allein. Im Erfolgsfall trägt das DigiSep-Projekt dazu bei, die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Sepsis und septischem Schock zu verbessern. Für die Patientinnen und Patienten könnte dies einen kürzeren Aufenthalt auf der Intensivstation beziehungsweise im Krankenhaus, weniger Spätfolgen und mehr Lebensqualität bedeuten“, erklärt Prof. Dr. Thorsten Brenner, Leiter des Forschungsprojekts und Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum Essen.

Weitere Information finden Sie hier.

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