#Recap: InnovationsWerkStadt Essen über „Neue Materialien“

02.12.2024

Auf dem Bildschirm vor uns schwebt eine saftige, rote Erdbeere. Sie wird durch diamagnetische Levitation in der Luft gehalten. “Das ist möglich, weil letztendlich alles und jeder magnetisch ist – auch Sie”, erklärt Professor Michael Farle, Leiter der Arbeitsgruppe Struktur und Magnetismus nanoskaliger Systeme an der Fakultät für Physik der Universität Duisburg-Essen und stellvertretender Sprecher des Sonderforschungsbereichs HoMMage.  

“Die entscheidende Frage des Abends ist doch: Würden Sie diese Erdbeere essen?”

Nach einer kurzen Stippvisite der physikalischen Grundlagen geht es im ersten Impulsvortrag der InnovationsWerkStadt Essen um die Entwicklung leistungsstarker Magnete für verschiedenste Schlüsseltechnologien und um ihre ressourcenschonende Herstellung. 
 
Auch beim nächsten Projekt dreht sich alles um den effizienten und ressourcenschonenden Einsatz von Material. Hier steckt die Innovation im Prozess: Ein neues Verfahren, das es ermöglicht, bis zu viermal mehr Gummimaterial aus Altreifen bei der Herstellung von PKW-Neureifen einzusetzen. “Reifen sind ein technisch anspruchsvolles Produkt, bei dem viele Anforderungen erfüllt sein müssen”, so Dr. Christine Weiß, Head of Circularity of Engineered Polymers bei Evonik. In Laborversuchen ist das Verfahren erfolgreich, nun folgt die Skalierung von der Labor- in eine Produktionsumgebung.  

Invasives Material

“Manche Dinge, die als vermeintliche Probleme an uns herangetragen werden, sind eigentlich gar keine. Es ist eine Frage der Perspektive.” Professor Stefan Neudecker, Dekan des Fachbereichs Gestaltung der Folkwang Universität der Künste, stellt das Projekt “Sustainability by Design” (SbyD) vor. Die Nachhaltigkeit, Effizienz und gesellschaftliche Akzeptanz von Materialien werden in diesem Projekt interdisziplinär aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Das invasive Auftreten des japanischen Staudenknöterichs ist ökologisch gesehen ganz klar ein Problem. Aber auch aus Staudenknöterich lassen sich – unter anderem – Fußmatten herstellen, um ein plakatives Beispiel herauszugreifen. 

Dass im Co-Creation Lab Produktinnovationen (CCLP) der Universität Duisburg-Essen inzwischen auch 3D-Druck mit lebenden Zellen möglich ist, stellt Adrian Haag, Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Additive Fertigung, vor. Beim so genannten “Bioprinting” können einfache Formen von Gewebe erstellt werden, beispielsweise Knorpel. Ein langfristiges Ziel des Bioprinting ist es, ganze Spenderorgane zu drucken. Das ist aber noch eine Zukunftsvision. Realistisch erscheint mittelfristig der 3D-Druck von Fleischwaren. Ob man alternativ doch lieber zur Erdbeere greift, die von einer 16 Tesla starken Scheibenmagnetspule in einen Schwebezustand versetzt wurde, bleibt jedem selbst überlassen. Die magnetische Levitation hat angeblich keine nachhaltigen Auswirkungen auf den Organismus, sodass man die Erdbeere bedenkenlos essen könnte. 

Es war eine kleine, aber hochkarätige Veranstaltung mit angeregten Gesprächen. An dieser Stelle ein herzlicher Dank an alle beteiligten Referent*innen, Gäste und an die Erlebniswerkstatt NRW in der Zeche Bonifacius. Die nächste InnovationsWerkStadt ist für März/April 2025 geplant. Gemeinsam mit den Gästen und Refererent*innen der Veranstaltung haben wir beim Get-Together bereits erste Programmideen ausgetauscht.  

Wir verbinden kluge Köpfe 

Ziel der InnovationsWerkStadt Essen ist es, innovative Menschen aus Essener Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen und der Stadtgesellschaft miteinander zu vernetzen. Unsere Veranstaltungen sind eine Plattform für gegenseitige Inspiration und Wissensaustausch und bieten die Gelegenheit, potenzielle Entwicklungspartner und F&E-Infrastrukturen am Standort Essen kennenzulernen. 

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